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Die Zeit für Biophilic Design ist nun endlich gekommen

25. Mai 2021

McDonald's ist vielleicht nicht unbedingt der Ort, an dem Sie eine bedeutende Investition in die ganzheitliche Verschmelzung von Architektur und Natur erwarten würden. Anfang dieses Jahres jedoch eröffnete die weltbekannte Fast-Food-Kette in Walt Disney World in Orlando, Florida, ein Netto-Null-Restaurant, das auf Biophilie basiert, einem Designkonzept, dessen Zeit nun endlich gekommen ist.

 

Dieser Begriff wurde von Stephen R. Kellert, Professor für Sozialökologie in Yale, in den 1980er Jahren geprägt. In mehreren Büchern artikulierte er, was biophiles Design ausmacht, und grenzte es darin gegen die anhaltenden Amokläufe des Greenwashing ab. Seine Prinzipien umfassen mehr als nur das Bestücken eines Innenraums mit Pflanzen. Biophilie beruht auf der Tatsache, dass Menschen biologisch darauf programmiert sind, in Einklang mit der Natur zu leben, und dass diese Art der Verbundenheit für unsere Gesundheit ein großer Gewinn ist. Angesichts der Tatsache, dass sich die meisten von uns fast ausschließlich in Innenräumen aufhalten, ist die Integration der Natur in die gebaute Umwelt weder Luxus noch nur ein ästhetisches Plus. Sie ist unabdingbar für unser körperliches und psychisches Wohlbefinden.

 


Das Fast-Food-Restaurant wird die meiste Zeit des Jahres auf natürliche Art belüftet. © Kate Joyce Studios

 

Der erste Biophilic Design Award, nach Kellert benannt, wurde 2017 vom International Living Future Institute ins Leben gerufen, mit dem Ziel, die Umsetzung der Theorie in die Praxis voranzutreiben. Unter den Gewinnern des letzten Jahres war Le Phénix, ursprünglich ein Lagergebäude aus den 1950er Jahren in Montreal, das heute als Hauptsitz von Lemay, einem der führenden Architektur- und Planungsunternehmen Kanadas, dient. Das nachgerüstete Gebäude ist krönendes Vorzeigemodell für das Unternehmen und Ausweis seines ehrgeizigen Engagements für ein netto-positives Design – von der neuen Nutzung eines bestehenden Gebäudes über die Beschaffung umweltfreundlicher Materialien bis hin zur Investition in die tägliche Zufriedenheit seiner 350 Mitarbeiter.

 

 
Le Phénix, der netto-positive Hauptsitz des Architektur-Unternehmens Lemay in Montreal. © Adrien Williams

 

Upgrades des dreistöckigen Gebäudes fügen sich problemlos in Kellerts Definition von Biophilie. Die Mitarbeiter erfreuen sich an einem Übermaß an Tageslicht und Laub durch eine lebende grüne Wand und Kletterpflanzenmodule für die Verbesserung der Luftqualität in Innenräumen wie auch eine ausbalancierte Luftfeuchtigkeit. Das Wohlbefinden des Personals weitet sich aus auf flexible Arbeitszeiten und eigens dafür geschaffenen Raum für Bewegung und Entspannung sowie auf die Versorgung mit frischen Lebensmitteln in der Gemeinschaftsküche aus.

  

Das ehemalige Lagergebäude ist energieeffizient dank Dreifachverglasung, verbesserter Dachisolierung und 379 Photovoltaik-Modulen mit einer Gesamtleistung von 134 kW. Präsident Louis T. Lemay sagt dazu, dass der Umweltschutz durch smart Building langfristig auch nicht teurer ist. "Unsere Projekte haben eine größere soziale Akzeptanz", sagt er, "was einen größeren ROI generiert und den Marktwert steigert."

 


Menschen haben ein biologisches Bedürfnis, sich mit der Natur zu verbinden. © Adrien Williams 

  


Die Anwesenheit natürlicher Vegetation, drinnen wie draußen, wirkt stressreduzierend. © Adrien Williams

 

Auch McDonald’s hat diesen sozialen und wirtschaftlichen Nutzen begriffen. Die Filiale in Orlando ist ebenfalls ein herausragendes Modell für gelungene Biophilie, bei dem jedes Detail dazu beiträgt, ein tieferes Bewusstsein für die Natur zu entwickeln. Das luftige, 745 Quadratmeter große Restaurant, entworfen von Ross Barney Architects aus Chicago, ist ein Netto-Null-Gebäude, das mit Photovoltaik auf dem Dach, das zudem einen Essbereich im Freien beschattet, sowie Hinter-Glas-Solartechnologie betrieben wird. Die Energiemenge, die durch das Auffangen des berühmten Sonnenscheins von Florida erzeugt wird, entspricht der Menge, die das Restaurant im Laufe eines Jahres verbraucht.

 


Sogar im subtropischen Florida kann die natürliche Luftzufuhr genügen. © Kate Joyce Studios

 

Das Konzept nutzt zudem die subtropische Lage und setzt während mehr als der Hälfte des Jahres auf natürliche Belüftung. Wenn der Betrieb der Klimaanlage erforderlich ist, werden die Fenster-Jalousien, die von außenliegenden Feuchtigkeits- und Temperatursensoren gesteuert werden, automatisch geschlossen. Der Standort ist überdies ein Labor, in dem McDonald's neue energieeffiziente Geräte zum Garen von Burgern auf Grills testet, die bei geringerem Kundenandrang in den Standby-Modus versetzt werden können. So wird die Energiebelastung, die beim kontinuierlichen Betrieb entsteht, verringert. Angesichts der Tatsache, dass das Franchise-Unternehmen täglich 37 Millionen Menschen bewirtet, ist das Einsparpotenzial enorm.

 


© Kate Joyce Studios

 

Beide Projekte sind gelungene Zeugnisse dessen, was Kellert uns gegenüber immer wieder beschworen hat: "Wir werden niemals wahrhaft gesund, zufrieden und erfüllt sein, wenn wir getrennt und weitab von der Umwelt leben, aus der wir uns selber entwickelt haben."

 

Ursprünglich geschrieben von Catherine Osborne

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